15.05.13

Deine Samen, meine Samen

[1]

Angesichts der kürzlich beschlossenen EU Saatgut Verordnung sind Genmanipulierte (GM) Sorten wieder in den Fokus der Diskussion gerückt. Anders als bisher beschränkt sich das Thema diesmal aber nicht auf die Frage ob GM Saatgut und Pflanzen sicher für den Verzehr sind. Das ist gut so. Die Frage um GM Saatgut und Pflanzen wird in der Öffentlichkeit oft emotional und ohne viel Reflexion bewertet: Das ist nicht natürlich, das muss schlecht sein. Ähnlich wie die Behauptung, dass 'Bio' gesünder ist als konventionelle Lebensmittel ist das im besten Fall die halbe Wahrheit und im schlimmsten schlicht falsch. 
Ich bin persönlich gegen die Verwendung von GM Saatgut (und sehr für Bio). Aber die Gründe hierfür gehören auf den Tisch und diskutiert. 
Der Gesundheitsaspekt von GM Produkten ist wichtig und bisher nicht ausreichend geklärt. Solange Lebensmittel nicht sicher sind dürfen sie nicht in den Umlauf kommen. Das gilt für den Menschlichen und tierischen Verzehr sowie für die Auswirkungen auf Fauna und Flora im Anbaugebiet. Es ist richtig, dass man darauf höchsten Wert legen muss und wir wissen heute noch zu wenig über mögliche Nebenwirkungen um das abschließend zu bewerten. 
Was wir heute schon bewerten können ist der Einfluss von Patenten und Nutzungsrechten auf die Biodiversität, Landwirtschaft und das Leben im ländlichen Raum nicht nur bei uns sondern vor allem in Entwicklungsländern. Die Abhängigkeit von patentiertem Saatgut hat weltweit dramatisch zugenommen seitdem die Welthandelsorganisation landwirtschaftliche Produkte als ordinäre und patentierbare  Handelsware behandelt. Millionen von Bauern wurden seither davon überzeugt auf GM oder Hybrid-Saatgut großer internationaler Konzerne umzusteigen. Diese benötigen nicht nur spezielle Pflanzenschutzmittel und Dünger die praktischerweise auch von diesen Konzernen vertrieben werden sondern sie dürfen oder können nicht gesammelt und im nächsten Jahr wiederverwendet werden. 
Saatgut muss dann jedes Jahr neu gekauft werden und Landwirte weltweit gehen bankrott, können ihre Familie nicht mehr ernähren und Suizidraten (z.B. in Südkorea oder Indien) sind gestiegen. 
Saatgut ist die Grundlage jeglicher Landwirtschaft. Ob als Futtermittel oder als Nahrung für Menschen haben Samen eine herausragende Bedeutung für den Lebensunterhalt des Großteils der Weltbevölkerung. Die Kontrolle von Saatgut, und dadurch des Lebensmittelmarktes, durch Firmen wie Monsanto, Archer-Daniels-Midland, Bayer Crop Science oder Cargill ist immens und gefährlich. Alte und einheimische Sorten werden verdrängt, Züchtungen durch Bauern wie seit Anbeginn der Landwirtschaft wird unterdrückt und kleine, lokale, unabhängige Strukturen gehen verloren.
Biodiversität ist nicht nur aus sentimentalen Gründen wichtig. In einer sich rapide wandelnden Umwelt weiterhin produktive Pflanzen zu haben sind wir immer noch auf natürliche Selektion angewiesen: Man nehme die Pflanzen und Sorten die sich am besten eignen und vermehre sie zu unseren nutzen. Je weniger Sorten wir zur Auswahl haben desto schlechter die Chancen. 
Genmanipulierte Sorten auf der anderen Hand haben weder bewiesen dass sie auf Dauer produktiver sind, noch dass sie gezielt als Antwort auf entstehende Probleme entwickelt werden können. Sobald das der Fall ist und sie als sicher bewiesen sind habe ich grundsätzlich nichts gegen GM. Bisher hat GM lediglich die Profite der Konzerne verbessert.
Aber das größte Problem liegt meiner Meinung nach im Patentschutz von Saatgut und nicht so sehr an der Art.

Hierzu eine aufschlussreiche Doku auf Englisch:



[1] Foto by illuminating9_11 via Flickr.com

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen